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Das Projekt "Kleiderschrank"

Der Kleiderschrank ist in vielen Fällen der chaotischste, überladenste Ort im ganzen Haus. Warum? Weil es uns unglaublich schwerfällt, Kleidung auszumisten und gleichzeitig unglaublich leichtfällt, an neue Kleidung zu kommen (was zudem vielen große Freude bereitet). Lasst uns das einmal unter die Lupe nehmen.
Kleidung auszumisten ist bei den meisten ein Großprojekt, denn der Schrank ist voll. Für jedes Teil finden sich Argumente, in welchen Situationen man sie einmal brauchen wird. Laut einer Umfrage von Greenpeace werden knapp 40% der Kleidungsstücke einer erwachsenen Person in Deutschland selten oder nie getragen.* Jeder von uns hat einen Anzug, ein schönes Kleid oder vergleichbare Teile, die wir selten tragen, weil sie „zu besonders“ für unseren Alltag sind. Aber wer genau hinschaut, wird merken, dass auch viele unserer normalen Kleidungsstücke unberührt darauf warten, getragen zu werden. Woran liegt das?

Viele von uns besitzen Kleidungsstücke, die
- nicht (mehr) passen,
- nicht (mehr) gefallen,
- nicht sichtbar oder auffindbar sind im Schrank
oder
- nicht brauchbar sind (z.B. Ski-Kleidung, wenn man nicht mehr Ski fährt).

Die Kleidung, die wir besitzen, sollte uns passen und gut sitzen, sie muss und gefallen und brauchbar sein und darf in uns keine schlechten Gefühle hervorrufen (z.B. uns daran zu erinnern, dass wir früher einmal schlanker waren). Du sollst dich in deiner Kleidung wohlfühlen und Freude haben beim Öffnen des Kleiderschranks.
Die einfachste Methode, um mit dem Kleiderschrank umzugehen ist, ihn einmal komplett leerzuräumen, auszumisten und dann wieder einzuräumen. Das kann aber ein ganz schön schwieriger Prozess sein. Ich empfehle hier, einen Freund oder eine Freundin hinzuzuholen, der/die einen immer mal fragt, ob denn dieses Teil wirklich bleiben muss… Wenn du ausmistest, gibt es ein paar Fragen, die dir bei deinen Entscheidungen helfen können:

Passt es mir?
Gefällt es mir wirklich?
Sitzt es gut oder ist es eher ungünstig geschnittten?
Werde ich es regelmäßig tragen?
Würde ich es mir kaufen, wenn ich es noch nicht hätte?
Kann ich es mit anderen Teilen, die ich besitze, kombinieren?
Fühle ich mich darin wohl/selbstbewusst?
Habe ich es schon/doppelt?
Wie viele Hosen/Pullover/... brauche ich tatsächlich?
Würde ich es vermissen?

Im Optimalfall bleiben dir nur gut sitzende Lieblingsteile, die auch gut zueinander passen und sich für viele Situationen eignen. Es lohnt sich, sich im Vorhinein einmal mit dem Prinzip des „Capsule Wardrobe“ auseinanderzusetzen. Hier geht es darum, seine Garderobe aus wenigen einfachen Stücken zusammenzusetzen, die sich gut mit allem kombinieren lassen. Dieser minimalistische Ansatz läuft meist hinaus auf zurückhaltende, neutrale Farben, nicht zu gewagte Teile und nachhaltiger Kleidung, also Kleidung, die auch in ein paar Jahren noch gut sein wird.

Der Begriff „Fast Fashion“** bezeichnet Kleidung, wie wir sie in den meisten Mode-Boutiquen heutzutage finden: günstig produzierte, modischen Trends folgende Teile, die entweder einem schnellen Verschleiß oder dem Wandel der Mode zum Opfer fallen. Es spricht sicherlich nichts dagegen, sich einer Schaufenster-Verlockung hinzugeben, aber wer sich auf langfristig nutzbare Kleidung fokussiert, der wird sich über die Jahre sehr viel Geld, Zeit und Ärger ersparen und zudem für die Umwelt etwas Gutes tun. Das heißt keineswegs, dass alle Fast Fashion aus deinem Kleiderschrank verbannt werden sollte. Ganz im Gegenteil: Wenn es dir passt und gefällt, dann trage es, bis es den Geist aufgibt. Nur kaufe danach keinen Ersatz, außer er wird ganz sicher länger halten. Das ist die nachhaltigere, wertschätzendste Methode.


Aber bevor es an den Neukauf von Kleidung geht, sollte erst einmal alles Aussortierte weg. Nichts, was du bereits aussortiert hast, sollte zurück in den Schrank gelangen. Lass die Stapel oder Tüten nicht herumstehen, sondern finde sofort eine Lösung, wie du sie schnell und sinnvoll losbekommst. Jetzt bleibt eine letzte Frage, die viele immer wieder beschäftigt und vielleicht sogar vom Ausmisten abhält: Wohin damit?

- Was irreparabel kaputt ist, darf in den Müll. So viel ist klar.

- Eine weitere einfache Methode sind die Altkleider-Container. Einfach in eine Tüte, Tüte verschließen und weg damit. So schenkst du der Kleidung ein zweites Leben. Sie sollte sauber und gut erhalten sein. Hier dürfen übrigens auch Bettwäsche, Tischtücher, Stofftiere, Taschen und Schuhe rein.

- Eine gute Alternative sind Secondhand-Geschäfte. Hier muss allerdings darauf geachtet werden, welche Kleidungsstücke wirklich angenommen werden. Beispielsweise vertreiben manche Secondhand-Läden nur Designer-Kleidung, geben dir für die Abgabe dafür etwas Geld.

- Wer seine Kleidung gerne spenden will, kann sich Projekte ansehen wie die „Deutsche Kleiderstiftung“, „www.packmee.org“ oder „Platz schaffen mit Herz“. Hier gehen Kleidung und/oder Einnahmen an soziale Projekte.

- Manche Modegeschäfte bieten die Rücknahme gebrauchter Kleidung an, häufig für einen Gutschein des Geschäfts. Das Geld hier bitte, wenn dann mit Bedacht ausgeben, um nicht in eine Spirale des Ausmistens zu geraten…

- Flohmärkte und Kleidertausch-Partys sind auch einfache Methoden, bei denen gebrauchte Kleidung ein zweites Leben findet. Du solltest dich nur darauf einstellen, eventuell nicht alle mitgebrachten Teile loszuwerden.

- Verkaufen ist etwas aufwändiger als die restlichen Methoden, dafür vermutlich am lukrativsten. Hier bieten sich Online-Shops an wie ebay Kleinanzeigen oder Momox (Ankauf nur für bestimmte Marken).

Es gibt also viele Möglichkeiten, die allesamt besser sind als die Müllverbrennung. Wichtig ist, dass du nach Abschluss deines Projekts nicht gleich wieder shoppen gehst. Wenn du wirklich gründlich warst und weißt, was du alles besitzt, dann sorge für eine gute Ordnung im Schrank und halte dich erst einmal fern von den Verlockungen. Schließlich gehörst du jetzt nicht mehr zum Durchschnitt der Deutschen, die ganze 60 Kleidungsstücke im Jahr kaufen...**


* Hier findest du die Umfrage von Greenpeace: Wegwerfware Kleidung

** Hier findest du einen Überblick zum Thema Fast-Fashion: Konsumkollaps durch Fast Fashion 

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