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Kinder können Ordnung - Teil 2

 In Teil 1 habe ich bereits erläutert, dass in Kindern ein gewisses Streben nach Ordnung existiert, sie allerdings das Aufräumen als solches erst lernen müssen.

Von der University of Minnesota wurde eine Studie* durchgeführt, bei der Kinder und Eltern in verschiedenen Lebensphasen beobachtet und befragt wurden zum Umgang miteinander und der Beteiligung am Haushalt. Ebendiese Kinder wurden als junge Erwachsene kontaktiert, um das Ergebnis dieser Langzeitstudie herauszufinden. Und siehe da: Diejenigen, die bereits mit 3-4 Jahren eigene Aufgaben im Haushalt bekamen, waren mit Mitte 20 am erfolgreichsten im Hinblick auf abgeschlossene Schulbildung, Karrierestart, IQ, Drogenkonsum und Beziehungen zu Familie und Freunden.
Die Ergebnisse der Studie zeigen ganz klar: Kinder lernen hierbei nicht nur das Sauberhalten des Haushalts, sondern auch Verantwortung, Disziplin und Zeitmanagement - wichtige Kompetenzen für das ganze Leben!

Es gibt viele Aspekte, die dafür sprechen, Kinder schon früh in den Haushalt mit einzubeziehen. Die eigentliche Frage, die sich viele an dieser Stelle stellen, ist nicht, ob man Kindern Verantwortung und Aufgaben übergibt, sondern wie. Und genau dafür habe ich euch ein paar Anregungen, Tipps und Tricks gesammelt...

Wie eben schon erwähnt, sollte man Kinder schon möglichst früh ein paar Aufgaben zutrauen. Dabei geht es nicht darum, dass sie euch Eltern wirklich helfen, sondern darum, sie an das Aufräumen (oder ähnliches) zu gewöhnen. Es sollte keine Pflicht sein, die auf das Kind zukommt, wenn es einmal größer ist. Aufräumen, Putzen, Wäsche und Kochen sind Dinge, die nun einmal zum Leben dazugehören und je selbstverständlicher wir sie erledigen, desto leichter fallen sie uns mit der Zeit.

Dein Kind sollte im Allgemeinen Aufgaben übernehmen, die
- es mitentscheiden darf, (Was könntest/möchtest du übernehmen?)
- klar definiert sind (Was? Wann? Wie? Wie viel?),
- altersgerecht sind,
- nicht nur ihm, sondern dem Haushalt nützen.
Letzteres ist ein nicht zu missachtender Punkt. Er bezieht sich beispielsweise auf das Abräumen des Tischs, wovon auch andere profitieren, im Gegensatz zum Machen des eigenen Betts. Das Kind soll so lernen, auch an andere zu denken und eine Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Es sollte bei den Aufgaben nicht nur um Sauberkeit oder Ordnung als solche gehen, sondern um die anderen Familienmitglieder und das Miteinander. (Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch andere Aufgaben anfallen dürfen.)

Gemeinnützige Aufgaben, die du deinem Kind übergeben könntest, sind zum Beispiel das Abwischen und Decken des Esstischs (wenn das Kind groß genug ist, an den Tisch zu kommen), das Müll-Rausbringen (wenn er nicht zu groß und schwer ist), das Füttern der Haustiere (wenn klar ist, wie), das Sortieren fertiger Wäsche nach Familienmitglied oder das Nachfüllen von Klopapier. Egal, was die Aufgabe ist, es sollte immer klargestellt werden, ob man vom Kind erwartet, dass sie einmalig, über einen gewissen Zeitraum oder von nun an regelmäßig erledigt werden soll. Es mag für die Eltern klar sein, aber um mögliche Konflikte zu vermeiden, sollte die Erwartung an das Kind immer so klar wie möglich ausgedrückt werden.

Und ganz wichtig ist natürlich, dass man konsequent bleibt. Wird dem Kind die Arbeit immer wieder abgenommen, z.B. weil es so viele Hausaufgaben hat, dann kann es nicht lernen, seine Zeit dafür einzuteilen. Bevor ihr aber ein strenges Regime einführt, möchte ich erwähnt haben, dass es völlig in Ordnung ist, öfters mal ein Auge zuzudrücken. Auch das gehört zu einem harmonischen Miteinander.


Aufräumen darf Spaß machen. Wenn das Kind gemeinsam mit dir überlegt oder entscheidet, wo und wie etwas aufgeräumt gehört, dann wird das Aufräumen viel aufregender sein. Für die Kleinen ist das häufig an sich schon etwas Neues und Aufregendes. Bei Größeren kann das in Form einer Umgestaltung vom Kinderzimmer in ein "Jugendzimmer" sein (vielleicht motiviert mit einem IKEA-Besuch).
Eltern von Jugendlichen und Teenagern möchte ich den Tipp geben, gemeinsam Serien zu schauen mit Themen wie Aufräumen, Haushalt oder Minimalismus (ohne dabei offensichtlich Anstoß zu geben natürlich!). Mache dieser Sendungen haben wahren Unterhaltungswert! Für diejenigen mit Netflix-Zugriff kann ich z. B. "The Home Edit" sehr empfehlen oder die Serien von Marie Kondo. Das kann in so manchem Kind einen wahren Aufräum-Geist wecken.


Rituale und Routinen sind für Kinder wichtig und können ganz besonders im Haushalt von Nützen sein. Es gibt verschiedenste Ansätze, kleinere oder größere Putz- und Aufräum-Rituale im Haushalt zu gestalten und ich möchte euch eines zeigen, das ich für besonders hilfreich halte:

Ich stelle euch heute das Aufräumen nach der Uhr vor. Es geht dabei darum, sich einen Timer oder eine Eieruhr zu stellen und dann diese Zeit konzentriert und effizient zum Aufräumen zu nutzen. Wenn es klingelt, bist du fertig. Diese Methode lässt sich besonders gut mit dem ganzen Haushalt als kleine Routine einführen (z. B. jeden Abend vor dem Ins-Bett-Gehen für 10 Minuten). Wenn wirklich jedes Familienmitglied loslegt und ein paar Dinge aufräumt, dann ist nach ein paar Minuten das Ergebnis sichtbar und es kann sogar richtig Spaß machen. Beachtet dabei, dass die Zeit nicht zu lange sein darf. Eine 5-10 Minuten-Aufgabe sollte für jeden machbar sein und führt nicht zu sofortiger Abneigung... Und beachtet auch, dass das Aufräumen (ganz besonders bei Kindern) als Erfolg gefeiert werden sollte, egal ob das Ergebnis erkennbar ist oder wie viel Chaos weiterhin herrschen mag. Wenn es klingelt, sind alle fertig und dürfen aufhören. Wenn diese Strategie mit gelegentlichem Lob konsequent umgesetzt wird, kann sich eine richtige Motivation für das Aufräumen entwickeln.

An dieser Stelle kann ich es Pädagogen und Eltern jüngerer Kinder empfehlen, einmal das Internet nach Aufräum-Spielen zu durchsuchen, denn da wird sich für jeden Haushalt mit jeder Kinder-Zahl etwas finden.


Probieren geht über studieren. Legt einfach los mit den Aufgaben im Haushalt und dem Aufräumen und ihr werdet mit der Zeit merken, was und wie viel ihr euren Kindern zutrauen könnt. Es spricht absolut nichts dagegen, einfach ein bisschen auszuprobieren. Wenn ihr eure Erfahrung dabei mit den Kindern besprecht und die Aufgabenverteilung gemeinsam anpasst, lernen sie wichtige Kompetenzen wie Selbsteinschätzung und Zeitmanagement. Am Besten ist es für alle Altersgruppen im Allgemeinen, wenn das Aufräumen Teil einer festen Routine wird. Dabei sollte man das Kind nicht zu sehr überfordern, also anleiten, helfen und keine stundenlangen Aktionen daraus machen. Und traut euch ruhig auch eure Teenies zu fragen, ob ihr helfen könnt, denn hier könntet ihr vielleicht für große Erleichterung sorgen. Und nicht nur das - nutzt das Durchgehen der Habseligkeiten dazu, Gespräche zu führen, gemeinsame Momente zu schaffen und eure Kinder besser kennenzulernen und zu verstehen.


Du willst mehr zu diesem Thema lesen? Schau doch mal hier: Wie Kinder lernen Ordnung zu halten

*Die Studie der University of Minnesota findet ihr in diesem Artikel verlinkt: Aufgaben für Kinder im Haushalt

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